Es könnte doch so einfach sein: Man nehme die registrierten Geburten, ermittelt die Schulformempfehlungen bzw. das Wahlverhalten der Eltern aus den Jahren 1960 – 2010, berücksichtigt Trends zur Zukunft der Arbeit und sieht zu, dass aufgrund dieser Datenlage in allen Stadtteilen die Schulformen Grundschule, Förder-, Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien und Berufskollegs – bedarfsgerechte Raumangebote liefern können; immer ergänzt um Spezialräume und eine gute Raumreserve, um auch – temporär – Mehrklassen bilden zu können.
Vormittags Regelbetrieb in allen Schulformen und nachmittags Angebote zum Thema Fördern und Fordern auf freiwilliger/empfohlener Basis, geleitet von multiprofessionellen Teams (Sozialarbeiter, Psychologen, Pädagogen aller Fachrichtungen und event. Lehramtsstudenten) was eine idealisierte Abrundung des Bildungsangebotes und eine optimale Ausnutzung der Gebäude wäre, wie es teilweise ja auch schon umgesetzt wird.
Das – zugegebenermaßen – einfache Modell einer Schulentwicklungsplanung (SEP), wie es grundsätzlich auch im § 80 SchulG-NRW beschrieben wird, ist mit den aktuell geltenden Gegebenheiten jedoch nicht umsetzbar, weil in der Bildung zu viele Akteure – teilweise immer noch obrigkeitshörig – ihr ideologisches Süppchen kochen bzw. ihre Daseinsberechtigung mit Hilfe von Gesetzen, Erlassen und Verordnungen unter Beweis stellen wollen und damit einen kostenintensiven, unübersichtlichen Dschungel an Maßnahmen und Projekten erzeugen. UN-Resolutionen und UN-Pakte werden übererfüllt, bewährte Strukturen schlecht geredet, Gesetzesänderungen mit dem Dampfhammer eingeführt, ohne die Themen zu Ende zu denken, was Personal, Unterrichtsmaterialien und Ausstattung angeht.
Ein pädagogisches Konzept folgt dem Nächsten, wird kritiklos abgenickt und stellt den Schulträger bei dem Schulraumbau vor immense Anforderungen. Lehrer sind aufgrund der „angeordneten“ Heterogenität zunehmend überfordert und müssen zusätzlich mit fehlender Erziehung im Elternhaus, Aggressivität, Depressionen und fehlendem Respekt in der Schülerschaft fertig werden.
In dieser Gemengelage wurde in Bielefeld verwaltungsintern eine umfassende, lobenswerte Leistungsbeschreibung für einen Teilnahmewettbewerb zur SEP zusammengeschnürt, das eine EU-weite Ausschreibung erfordert, alle Schulformen berücksichtigen soll, gleichzeitig die Mediennutzung im Auge behält und letztlich ein aufwändiges und langwieriges Vergabeverfahren berücksichtigen muss, damit Teilnehmer keinen juristi-schen Kritikpunkt nutzen können.
Dass dieses Verfahren zur Suche nach einen externen Mega-Experten(team) zu lange dauert, müssen selbst die Politiker einsehen, die sich einen externen „General-Berater“ gewünscht haben, der politisch neutral an die Analyse herangeht. Der schulpolitischer Sprecher der BfB, Joachim Krollpfeiffer, bezweifelt, ob der sog. „große Wurf“, also eine langfristige Perspektive und Planung, überhaupt machbar ist. Behindertenrechtskonvention, die Migrations-zuwanderung ab 2015, die Einführung von G8, die Rückführung zu G9 oder der technische Fortschritt sind nur wenige
Beispiele, aus welchen Gründen eine qualitative SEP schnell bedeutungslos werden kann.
Andererseits stellt sich Krollpfeiffer, die Frage, warum man sich nicht zunächst eines partizipativen Beteiligungsprozesses bedienen will, in dem lokale Akteurinnen und Akteure (Lehrer, Jugendamt, Erzieher etc.) ihr umfassendes Wissen und multiperspektivische Informationen einbringen (gem. §76 SchG-NRW) und damit ein Fundament liefern, das durch Arbeits-gruppen, Beiräte und Beratern etc. umzusetzen wäre.
Joachim Krollpfeiffer mahnt an, das Thema SEP immer aus Sicht der Schülerinnen und Schüler zu denken und zu planen – also von innen nach außen. Den Kindern ist mehr geholfen, wenn verfügbare Mittel kontinuierlich zunächst für Sanitäranlagen, größengerechte Stühle, vernünftiges Essen, zeitgemäße technische Medien und ansprechende Räume eingesetzt werden.
Selbstverständlich müssen Zustände, wie sie z.B. an der Luisenschule herrschen, parallel mitgedacht und gelöst werden. Vieles wird von der Verwaltung auch geleistet und darf nicht kleingeredet werden. Doch es wird Zeit, sich wieder auf die Kernaufgaben zu besinnen und zwar von innen nach außen.
Joachim Krollpfeiffer
(Schulpolitischer Sprecher der BfB)